Bienen in der Stadt: Auf Spurensuche nach Bienen in Halle
Stadthonig
ist gesünder
Immer
wieder hören wir die Frage: Imkern in der Stadt- geht das? Ja, es
geht, viel besser als angenommen. In der Stadt blüht es immer; auf
Balkonen, in Gärten, Rabatten und Parks. Während auf dem Land oft
Monokulturen vorherrschen und die Blütezeit beispielsweise von Raps
zeitlich sehr begrenzt ist, finden die Stadtbienen das ganze Jahr
über Nahrung. Deshalb verwundert es nicht dass Stadtbienen 3-4 mal
so viel Honig sammeln wie ihre Schwestern auf dem Land. Durch ein
vielfältigeres Nahrungsangebot und einen geringeren Pestizideinsatz
sind die Bienen zudem gesünder und widerstandsfähiger gegen
Parasiten wie die Varroa-Milbe, die oft ganze Bienenvölker
ausrottet. Und auch für uns ist Stadthonig gesünder, nicht nur
wegen der geringeren Schadstoffbelastung. Stadtbienen sammeln die
Pollen aus der Umgebung und geben sie auch in ihren Honig ab. Wer
Honig aus seinem engen Lebensumfeld genießt, kann damit
Pollenallergien vorbeugen – eine orale Desensibilisierung
sozusagen. Hallespektrum hat ein paar Bienenstandorte besucht, die
von Passanten meistens gar nicht wahrgenommen werden und somit auch
niemanden stören: am Peißnitzhaus, in den Franckeschen Stiftungen
und auf dem Dach eines Einfamilienhauses.
|
Francke-Bienen |
|
Dachgarten-Bienen |
|
Dachgartenbienen |
|
Bienen am Peißnitzhaus |
Hochgradig
gefährdet: Wildbienen
|
Sandbienen |
Aber
die Honigbienen stellen etwa nur die Hälfte unserer Bienenpopulation
dar. Die andere Hälfte bilden die (nicht staatenbildenden)
Solitärbienen. Viele von ihnen sind in ihrem Bestand gefährdet oder
bereits vom Aussterben bedroht. Zu ihnen gehören die Sandbienen, die
wir vor einigen Wochen beobachten konnten: an einem geschützten,
trockenen Ort nahe der Hauswand waren diese Bienen mit dem Graben von
Löchern beschäftigt. In diese erfolgte die Eiablage, in
unmittelbarer Nähe zu blühenden Obstbäumen als Futterquelle. Jetzt
sieht man nur noch flache Mulden in der weichen Erde, bis die ersten
neuen Bienen ihre Löcher verlassen. Weitere Solitärbienen sind
Mauer- und Blattschneiderbienen. Mauerbienen suchen sich runde Löcher
in Mauern und Holz für die Eiablage. Sie sind dankbare Nutzer von
Insektenhotels. Am Verschluss der Öffnungen erkennt man, ob sich
eine Bienenkinderstube darin befindet. Blattschneiderbienen nutzen
oft Kübel oder Blumenkästen. Nah am Rand graben sie Löcher und
schleppen im Verhältnis zu ihrer Körpergröße riesige
Blattstückchen hinein. Wollbienen sammeln dagegen Fasern von
behaarten Blättern für ihren Nachwuchs.
|
Insektenhotel |
|
Insektenjotel |
Bienenfreundliche
Stadt
Bienen
sind für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen unersetzlich. Ohne
Bienen keine Bestäubung und kein Ertrag auf Feldern und in Gärten.
Nach dem Grundsatz „global denken, lokal handeln“ kann jeder
Hobbygärtner etwas für die Artenvielfalt tun: durch blühende
Beete, Wiesen und Hecken, Nischen und Schlupflöcher als Nistplätze
und den Verzicht auf Pestizide. Oftmals werden auf öffentlichen
Flächen wie Verkehrsinseln blühende „Bienengärten“ angelegt,
so gesehen beispielsweise in Erfurt. Hier hat Halle noch
Entwicklungspotential. Einen breiten blühenden Streifen bildet
derzeit die Fläche der ehemaligen Behelfsstraße südlich der
Peißnitzbühne, wo bewußt auf das Mähen verzichtet wurde. Und
gelegentlich findet man auch blühende Pflanzen auf Brachflächen in
der Stadt. Wie die da wohl hingekommen sind?
|
Stadtgärtchen |
|
Stadtgärtchen |
(als Artikel auf Hallespektrum erschienen am 16. 6. 2017)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen